Page 21 - Holzforum Fachmagazin 4/2021
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Umfrage
handel besitzt gegenüber dem Baustofffachhandel mit Holzangebot Axel Honigmann: Leider sehen wir in den restlichen Monaten des
absolute Vorteile im Know-how, in der Sortimentsbreite und -tiefe, bei 1Jahres in einigen Produktgruppen keine Entspannung auf Seiten
den Logistikprozessen und beim Fachpersonal. Wir können dem Pro- der Beschaffung. Bei Massivholzprodukten aus Nadelholz europäi-
fikunden deshalb auf Augenhöhe begegnen und passgenaue Dienst- scher Herkunft ist diese ja seit etwa Juli eingetreten. Anders schaut
leistungen für alle Gewerke anbieten. Der Holzfachhandel ist unserer es bei MDF-, HDF-, Spanplatten und im Import aus Asien aus.
Überzeugung nach die prädestinierte Adresse für alle, die professio- Im Import aus Asien bestimmen weiterhin Engpässe bei den Con-
nell mit Holz bauen und arbeiten. Doch das allein genügt heute nicht tainern und beim Frachtraum das Geschehen. So liegen die Contai-
mehr, daher bieten wir als reine Holzhandelskooperation unseren nerpreise zurzeit in einer Bandbreite von 15.000 bis 18.000 Euro für
Händlern über eine Fachgruppe die Möglichkeit, ihre Bedarfe zu bün- einen 40-Fuß-Container beim Import aus Fernost. Die Unterbrechung
deln und lassen ihnen im Bereich der Baustoffe das nötige Hand- des Containerkreislaufs zwischen Asien, Amerika und Europa wird in
werkszeug zukommen. Auf diese Weise können unsere Händler ihren den nächsten Monaten weiter ein Thema sein. Es ist sogar zu vermu-
Profikunden ebenfalls marktkonforme und gewerksübergreifende An- ten, dass sich durch das Weihnachtsgeschäft und das Chinese New
gebote offerieren. Year (Januar 2022) der Engpass weiter verschärfen wird. Erst gegen
Ende des ersten Quartals 2022 kann man auf eine Entspannung der
Averesch: Ja, aber in diesem Jahr wurde diese Ausgangsposition Situation hoffen.
7zum Teil für schnelles Geld aufs Spiel setzen. Wir benötigen jetzt In einigen Holzwerkstoffplatten-Sortimenten (z. B. bei Span-, MDF-,
als gesamte Branche kluges Handeln und kluges Kommunizieren, um HDF-Platten) haben immer noch bestehende Engpässe bei den für
das Negativimage und die Verunsicherung bei den Verbrauchern auf- die Produktion benötigten Rohstoffen (z.B. Methanol, Melamin, etc.)
zulösen. Argumente für das Bauen mit Holz gibt es viele. Aufgrund dafür gesorgt, dass die Preise bislang noch nicht gesunken sind und
des hohen Vorfertigungsgrades liegt der große Vorteil in der CO - die Verfügbarkeit weiterhin sehr angespannt ist. Die erwähnten Roh-
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Bilanz beim Bauen mit Holz bei der Herstellung und Errichtung des stoffe fallen im Zusammenhang mit anderen Produktionsprozessen
Gebäudes. Wegen der immer weiter wachsenden Akzeptanz auch im an (Rohöl, Erdgas). Diese sind durch Corona in ein Ungleichgewicht
urbanen Bereich sehen wir hier ein großes Betätigungsfeld für unsere geraten. Spannend wird sein, ob sich dieses Ungleichgewicht im vier-
Händler. Dementsprechend setzen wir in der Holzland-Zentrale schon ten Quartal 2021 wieder einpendelt und sich damit wieder eine höhere
seit Jahren auf die vertriebliche Unterstützung, wenn es um die The- Verfügbarkeit dieser Rohstoffe einstellt.
men Holzrahmen- und Holzmassivbau geht. Hier wird das Nadelöhr Große Probleme haben weiterhin die Hersteller von Laminatboden,
weiterhin die Planungskapazität sein, das wollen wir für unsere Händ- vor allem diejenigen, die keine vollstufige Fertigung haben und die
ler und deren Handwerker entscheidend erweitern. Wir müssen Res- entsprechend HDF zukaufen. Zusätzlich machen den Herstellern hier
sourcen auch beim Holz intelligenter nutzen. Wir müssen lernen, die auch noch die Versorgungsengpässe bei anderen Bestandteilen, wie
Querschnitte zu optimieren und unterschiedliche Festigkeitsklassen z. B. Dekorpapieren zu schaffen. Aufgrund der weltweit gestiegenen
des sortierten Holzes effizienter einzusetzen. Die Kombination ver- Absatzmengen bei Laminatböden wird dies wohl noch eine Weile
schiedener Holzarten in der Konstruktion bzw. bei den Bauteilen be- Probleme bereiten.
darf noch Entwicklungsarbeit. Diese Herausforderung sollten die re- Im Parkettbereich finden wir derzeit eine uneinheitliche Situation
levanten Marktakteure und die Holzinstitute gemeinsam angehen. Wir vor. Die Parkettböden, die in Europa gefertigt werden, sind jetzt oft-
hoffen, dass Bauen mit Holz weiter gefördert wird. mals wieder besser verfügbar. Für die Produkte, die aus Fernost im-
portiert werden, gilt dies aufgrund der beschriebenen Containerthe-
matik vielfach nicht.
Honigmann: Vermutlich werden viele Marktbeteiligte, wenn sich
2die Situation wieder normalisiert hat, nicht einfach wieder zur
Tagesordnung übergehen. Gerade größere Organisationen werden
Optionen prüfen, wie sie solche Entwicklungen künftig besser abfe-
dern können. Global-Sourcing aber auch die stärkere Zusammenar-
beit mit einheimischen Lieferanten werden Themen sein. Mehr-Liefe-
Roland Wiesenmüller, Axel Honigmann, Christian Hahn, rantenstrategie, eine Neujustierung der Importquote und ein Überden-
Geschäftsführer MDH Bereichsleiter Prokurist, MDH
MDH Einkauf und Bereichsleiter ken von make-or-buy-Entscheidungen sowie die Optimierung der ver-
Vermarktung Controlling, Finanzen, traglichen Basis mit den Zulieferern kommen dann sicher auf die
Prozesse, Systeme Agenden der Einkaufsabteilungen. Sobald sich die Preise wieder ein-
gependelt haben dürfte dies tendenziell auch zu einer Erhöhung der
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