Page 3 - Holzforum Ausgabe 4/2014
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Kommentar

        Qualität und Preis: zwei
        Seiten einer Medaille

           Der Preis hat seinen Informationsgehalt über ein Produkt verloren. Eine gewagte These? Mag
        sein. Doch sie stammt von einem führenden deutschen Handelsexperten. Gemeint ist, dass das
        Preisgefüge heute teilweise so beliebig geworden ist, dass es für die Konsumenten nicht mehr mög-
        lich ist, anhand des Preises der Qualität eines Produktes sicher sein zu können.

           Dadurch ist es auf der einen Seite möglich geworden, für wenig Geld ein gutes Produkt zu er-
        gattern, auf der anderen Seite garantiert ein höherer Preis aber nicht gleichzeitig auch eine bessere

                      Qualität. Dass dadurch der Einkauf für die Konsumenten nicht unbedingt einfacher
                      geworden ist, liegt auf der Hand. Was früher häufig zu hören war: „Da geben wir ein
                      bisschen mehr aus, dann bekommen wir auch was fürs Geld“, gilt in dieser Form schon
                      lange nicht mehr. Und auch der Satz „Billig kann ich mir nicht leisten“ ist eigentlich
                      obsolet geworden.

                          Die durch beliebig gewordene Preise verursachte Unsicherheit beim Konsumenten
                      führte zu der vielfach beklagten Schnäppchenmentalität. Je weniger man ausgibt, sind
                      viele Endverbraucher überzeugt, desto höher die Chance, das Preis-Leistungsverhält-
                      nis zu optimieren. Ein Glücksspiel bleibt es aber für den Kunden am Ende allemal.

                          Dass der Informationsgehalt des Preises über die Qualität eines Produktes gelitten
                      hat, ist indes kein Phänomen, das sich generalisieren lässt. Als Faustregel kann gelten:
        je persönlicher die Kundenbeziehung, desto mehr muss der Preis seine Leistungsqualität unter Be-
        weis stellen. Bei den heute hochtransparenten Märkten gilt aber auch, dass er sich verstärkt an
        konkurrierenden Leistungen messen lassen muss. Zusätzliche Dienstleistungen werden dabei zu
        einem wichtigen Differenzierungsmerkmal.
           Zu oft allerdings, meint der Preisexperte Dr. Florian Braun (siehe Interview in dieser Ausgabe),
        lässt sich der Holzhandel extra Leistungen nicht vergüten. Insgesamt 44 Prozent der in einer Studie
        befragten Händler antworteten auf die Frage: „Zahlen Ihre Kunden für Zusatzdienstleistungen?“ mit
        Nein. Lediglich ein Viertel antwortete mit Ja.
           Hier, da hat der Preisexperte Recht, lohnt es sich für den Handel, Aufmerksamkeit und Energie
        in ein adäquates Preisgefüge zu investieren. Und noch in einem weiteren Punkt liegt der Preisex-
        perte richtig: Der Preis allein taugt als Kundenbindungsinstrument nicht aus. Denn auch hier gilt:
        Letztendlich zählen Leistung, Kundenorientierung und Flexibilität. Der richtige Preis? So einfach ist
        es eben in der Praxis dann doch nicht immer, diesen zu ermitteln.

        Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

        Ihr

             Harald Bott                    Tel.: 07243/575-202
                                            h.bott@daehne.de

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