Page 3 - Holzforum Ausgabe 1/2016
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Kommentar

         Herausforderung
        „Mobile Generalisten“

            unter die Lupe genommen. Im Zentrum des Interesses standen dabei die sogenannten „Werkstattlo-
            sen Handwerker“, auch „mobile Generalisten“ genannt. Die Untersuchung ergab, dass diese Gruppe
            in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen ist. Wurden im Jahr 2005 noch 70.000 solcher
            Betriebe gezählt, waren es 2014 rund 120.000, ein enormer Anstieg.

                Als Gründe für diese Entwicklung wurden drei Faktoren ausfindig gemacht: die Änderung der Hand-
            werksordnung im Jahr 2004, die EU-Osterweiterung und der Trend weg vom Do-it-yourself hin zum

                           Do-it-for-me.
                               Nicht nur diese Faktoren legen nahe, dass ein Ende dieser Entwicklung nicht abzu-

                           sehen ist. Auch die Zahlen, die die Marktforscher ermittelten, sprechen eine deutliche
                           Sprache: Danach erzielten die Werkstattlosen 2014 einen Jahresumsatz von 14,7 Mrd. €,
                           2020 sollen es laut der Studie knapp 20 Mrd. € sein. Eine Entwicklung also, die ernst
                           genommen werden muss.

                               Vor allem zwei Zielgruppen fühlen sich von den mobilen Generalisten angesprochen:
                           Das sind die 52- bis 60-Jährigen, also eine tendenziell zahlungskräftige Gruppe, sowie
                           die 28- bis 35-Jährigen. Gründe für den Erfolg der mobilen Generlisten liegen laut Studie
                           nicht nur in der besseren Kostenstruktur der Werkstattlosen im Vergleich zu traditionellen
                           Handwerksbetrieben, sondern auch in einer hohen Servicebereitschaft. Sie tun sich of-
            fenbar leichter, Leistungen „Aus-einer-Hand“ anzubieten oder auch ergänzende Aufträge zu erledigen.
            Eine Kundennähe, die sie brauchen, denn die Zufriedenheit ihrer Kunden und eine positive „Mund-zu-
            Mund-Propaganda“ ist für sie das wichtigste Werbeinstrument.
                Auch in der aktuellen Umfrage auf HOLZonline.de wurden die Mobilen Generalisten zum Thema
            gemacht (siehe auch S. 51). Dort wurde gefragt: „Sind die ‚Mobilen Generalisten‘ Fluch oder Segen für
            die Holzbrache?“ Ganz klar wurde dabei die Relevanz des Themas. Denn keiner unserer Leser ent-
            schied sich für die mögliche Antwort, die Entwicklung betreffe die Holzbranche überhaupt nicht. Deut-
            lich wurde aber auch, dass die Branche den Werkstattlosen eher skeptisch gegenüber steht. Denn
            rund die Hälfte der Abstimmenden ist davon überzeugt, dass diese den Wettbewerb verzerren. Aller-
            dings glauben auch rund 30 Prozent der Leser, die an der Umfrage teilgenommen haben, dass diese
            gut sind für die Umsätze. Rund 20 Prozent der Stimmen sehen eine Gefahr für Qualität und Handwerk.
            Die Meinung zu den mobilen Generalisten ist also durchaus gespalten. Sie bieten Chancen, können
            aber auch ein Risiko darstellen, je nachdem, wie man sich als Unternehmen positioniert hat. Ignorieren,
            soviel ist aber klar, lassen sie sich nicht.

                Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

        Harald Bott  Tel.: 07243/575-202
                     h.bott@daehne.de

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