Folgt man dem ifo-Geschäftsklimaindex, geht es der deutschen Sägeindustrie so gut wie lange nicht: Ende 2016 schossen Geschäftseinschätzung und -erwartung der Betriebe in die Höhe. Allerdings möchte der Deutsche Sägeindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) die turnusmäßige Umfrage des Münchener Wirtschaftsinstituts nicht überbewerten. In seinem Marktbericht zieht der Verband eine differenzierte Bilanz:
„So gerne wir positive Schlagzeilen über die Sägeindustrie lesen, müssen diese richtig eingeordnet werden“, kommentiert DeSH-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt. Zwar sei die Geschäftslage in den zurückliegenden Monaten erfreulich, die Zahlen zeigten jedoch, dass Euphorie fehl am Platze sei: „Wir müssen berücksichtigen, woher wir kommen. Auch 2016 war keinesfalls ein berauschendes Jahr.“ Denn obwohl die Produktion von Nadelschnittholz, dem Kerngeschäft der Sägeindustrie, um über drei Prozent gesteigert werden konnte, blieb der Inlandsumsatz im Minus.
Die Nachfrage hierzulande stagnierte, nennenswerte Impulse aus dem Bausektor blieben aus. Aktuell sind die Wohnungsbaugenehmigungen sogar rückläufig (2016: 2017, -6,5 Prozent). Dass die Säger dennoch positiv gestimmt sind, ist maßgeblich dem Export geschuldet. Die Schnittholzausfuhren legten um über elf Prozent zu. Aus Sicht der Branchenvertreter taugt dies jedoch nicht als Fundament für einen dauerhaften Aufschwung. „Letztlich war der Fernabsatz die Rettung. 17 Prozent des Nadel- und 43 Prozent des Laubschnittholzexports gingen nach Übersee – wie volatil der außereuropäische Markt aber ist, weiß jeder. Langfristig sind wir mit den hohen deutschen Rundholzpreisen dort nach wie vor nicht konkurrenzfähig“, erklärt Schmidt. Vor allem, da die Frachtkosten seit September wieder deutlich anzogen. „Bei dem vergleichsweise niedrigen Warenwert des Schnittholzes entscheiden die Transportkosten, ob man in der Ferne wettbewerbsfähig anbieten kann oder nicht.“ Besonders dramatisch: Seit Dezember haben sich die Containerkosten unter anderem nach China praktisch verdoppelt. Hinzu kommt der latente Engpass an Containerkapazitäten. Dies auf das Schnittholz umzulegen, gelingt den meisten Sägern nicht, wie ein internes Panel des DeSH zeigt. Es zeichnet sich sogar aufgrund der Containerknappheit ein weiteres Szenario ab: Russische Produzenten könnten, wenn sie ihre Ware nicht wie geplant nach Fernost absetzen können, verstärkt auf den europäischen Markt drängen. „Bei der Preisgestaltung haben die deutschen Betriebe also kaum Spielraum“, so Schmidt. Hinzu komme, dass die für den asiatischen Markt relevanten Sortimente und Güteklassen limitiert seien.
Was den innereuropäischen Markt betrifft, sieht der Verband viele Branchenprobleme noch nicht ausgestanden. Zwar sind die Schnittholzpreise im April moderat gestiegen. Um von einem Trend zu sprechen, sei es laut DeSH aber definitiv zu früh. Auch andere Zahlen möchte der Verband mit Bedacht interpretieren. Bei der Rundholzversorgung verweist der DeSH auf den überdurchschnittlichen Rückgang der Holzernteaktivitäten im Privatwald sowie den geringeren Einschlag von Fichte/Tanne (-6 Prozent) und Buche (-4 Prozent). Insbesondere bei den Nadelstammholzpreisen ist in den vergangenen Monaten ein Anstieg spürbar.
Den positiven Produktionsindex im Januar führt der Verband auf einen Basiseffekt infolge des schlechten Vorjahreswerts zurück. Bereits im Februar hat sich das Bild – wie in der gesamten Holzindustrie – durch ein leichtes Minus von knapp zwei Prozent relativiert. Eindeutig negativ bleibt indes die Situation auf dem Restholzmarkt: Die Erlöse für Sägenebenprodukte verharren auf drastisch niedrigem Niveau. Wenngleich sich diese im Februar marginal festigten (+0,6 Prozent zu Januar), liegen sie mit einem Minus von über zehn Prozent weiter deutlich unter dem Vorjahr und fast 25 Prozent unter dem Wert von 2013. Auch in Österreich bleiben die SNP-Erlöse im Minus (-2,5 Prozent zu Januar, -18,4 Prozent zu Vorjahr).
„Der Start in 2017 war entgegen der Stimmung also eher verhalten“, analysiert Schmidt. Abzulesen sei dies auch am unerwartet zögerlichen Marktstart bei Konstruktionsvollholz (KVH) und dem stagnierenden Rohwarenmarkt. Ob dies im Verlauf des Jahres noch aufgeholt werden kann, bleibt fraglich: „Wir sind gerne optimistisch. Die Tendenz für 2017 wird aber wohl eher sein, das Vorjahresniveau zu halten“, so der DeSH-Hauptgeschäftsführer abschließend.