Möbelindustrie: Export entwickelt sich schwächer als Inlandsmarkt

Die Corona-Pandemie hat auch in der deutschen Möbelindustrie tiefe Spuren hinterlassen. Nach einem drastischen Umsatzeinbruch infolge des Lockdowns konnte der Negativtrend mit Beginn des Monats Juni gestoppt werden, teilt der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) mit. Die aktuell vorhandenen Anzeichen für eine Erholung in der Möbelindustrie lassen sich danach auf drei Aspekte zurückführen: Über die Zeit des Lockdowns und der Handelsschließungen hat sich ein Nachholbedarf in den Haushalten aufgebaut, der schon sichtbar wurde, als sich die Sperrmüllmengen türmten. Eine Rolle spielt dabei, dass das Thema Wohnen aus Sicht der Verbraucher einen höheren Stellenwert bekommen hat. Die eigenen vier Wände werden in unruhigen Zeiten als sicherer Rückzugsort mehr geschätzt denn je. Die Menschen schichten ihre Ausgaben zugunsten von Möbeln und zulasten von Urlauben und anderen Freizeitaktivitäten um. Für positive Impulse sorgt zudem die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer. Die Steuerersparnis gibt vielfach den Anstoß, geplante Möbelkäufe in die Tat umzusetzen.

Wie verbandsinternen Umfragen zeigen, sind die Unternehmen nach dem Ende des Lockdowns von Monat zu Monat zuversichtlicher geworden. In der jüngsten, gerade abgeschlossenen Umfrage des VDM rechnen inzwischen 42 Prozent der befragten Möbelhersteller damit, ohne Umsatzeinbußen durch das Jahr zu kommen. Vor diesem Hintergrund hebt der Verband die Prognose vorsichtig an und geht nun für das Gesamtjahr nur noch von einem Umsatzminus von bis zu fünf Prozent aus. Die positive Entwicklung im Juni konnte den dramatischen Umsatzeinbruch im April und Mai nicht kompensieren – der Umsatzrückgang im zweiten Quartal 2020 betrug im Vergleich zum Vorjahresquartal 17,2 Prozent. In der Summe der ersten sechs Monate betrugen die Umsätze der Branche rund 8,1 Mrd. Euro – ein Minus von 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise waren auch im Auslandsgeschäft deutlich zu spüren. Der Auslandsumsatz der deutschen Möbelindustrie sank im ersten Halbjahr um 13,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dagegen ging der Inlandsumsatz lediglich um 8,2 Prozent zurück. Das Exportgeschäft litt unter dem Nachfragerückgang infolge der Lockdown-Maßnahmen in verschiedenen Ländern, den internationalen Reiseeinschränkungen, den negativen Auswirkungen des Brexits und dem Handelskonflikt zwischen den USA und China.

Außereuropäische Märkte uneinheitlich

Die außereuropäischen Exportmärkte entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf uneinheitlich. Besonders erfreulich ist aus Branchensicht, dass der weltweit größte chinesische Möbelmarkt nach der Überwindung der Folgen der Corona-Krise sehr schnell zu seiner alten Stärke zurückfindet – die deutschen Möbelexporte nach China kletterten im ersten Halbjahr 2020 um 1,9 Prozent. Während der Rückgang in Russland mit minus 9,4 Prozent verhalten ausfiel, wurde der US-amerikanische Möbelmarkt angesichts der hohen Infektionszahlen und der dramatischen Auswirkungen der Pandemie auf die US-Wirtschaft noch stärker in Mitleidenschaft gezogen. Die deutschen Möbelexporte in die USA gingen um 10,3 Prozent zurück.