Forstliches Saatgut: Niedrigere Erntemengen

Die Erntestatistik für forstliches Saatgut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zeigt für das Baumschuljahr 2021/22: Nach den teilweise guten bis sehr guten Ernten des vergangenen Jahres, fiel die aktuelle Ernte je nach Baumart gering bis sehr gering aus. Grund dafür sind vor allem die natürlichen Schwankungen in der Fruchtbildung. Lediglich bei Schwarzerle (700 kg), Hainbuche (10.000 kg) und Esskastanie (25.000 kg) konnten höhere Ernten als im Mittel der vergangenen zehn Jahre erzielt werden. Wie viel forstliches Saatgut geerntet wird, variiert von Jahr zu Jahr. Dies liegt zum einen an der natürlichen Abfolge von starker (sogenannte Mastjahre) bis geringer Fruktifikation einer Baumart. Zum anderen sind die Erntemengen abhängig von der Nachfrage an Vermehrungsgut.

Geringe bis sehr geringe Ernte bei klimarelevanten Baumarten

Die Weißtanne erreichte nach der guten Ernte des vergangenen Jahres, mit 10.185 Kilogramm zumindest das Niveau ihres zehnjährigen Durchschnitts. Dies gilt auch für die Winterlinde mit 1.290 Kilogramm und die Sommerlinde mit 927 Kilogramm. Bei allen anderen Baumarten wurden geringere Ernten erzielt, die zum Teil weit unterhalb des Durchschnitts der vergangenen zehn Jahre liegen. Hierzu zählen vor allem Rotbuche (3.565 kg, Vorjahr: 112.613 kg), Stieleiche (6.760 kg, Vorjahr: 230.500 kg) und Traubeneiche (28.557 kg, Vorjahr: 298.428 kg) sowie Douglasie (169 kg, Vorjahr: 2.778 kg). Die Anzahl der Baumarten, bei denen keine Ernte verzeichnet wurde, nahm in diesem Jahr zu: Neben der Esche, bei der aufgrund des Eschentriebsterbens die Ernte erneut ausfiel, erbrachten auch Fichte, Moorbirke, Grauerle und Hybridlärche keine Ernten.

Zukunftsaufgabe Wald

Neben den 28 Baumarten, die bisher als forstlich bedeutend in Deutschland angesehen sind, werden im Zuge des Klimawandels auch neue Baumarten zunehmend interessant. Zum Beispiel haben sich die Einfuhren von Saatgut der Libanonzeder aus Drittstaaten von etwa 10 bis 15 Kilogramm pro Jahr in den Baumschuljahren 2014 bis 2018 auf über 1.000 Kilogramm im Zeitraum 2019 bis 2021 sprunghaft erhöht. Damit könnten in nächster Zukunft, bei einer Ausbeute von 2.000 bis 5.000 Pflanzen pro Kilogramm Saatgut, zweieinhalb bis fünf Millionen Pflanzen für Aufforstungen zur Verfügung stehen. Durch den Klimawandel sind wärmeliebende Eichenarten wie Zerr- und Flaumeiche ebenfalls in den Fokus gerückt. Geeignete Herkünfte aus süd- und südosteuropäischen Ländern werden derzeit identifiziert, um entsprechendes Saatgut für Praxisanbauversuche in Deutschland zu gewinnen. Auch mit anderen alternativen Baumarten wie beispielsweise der Nordmanns-Tanne oder der Baum-Hasel wird in der Praxis experimentiert.

Hintergrund

Die Erntestatistik für forstliches Saatgut zeigt, wie viel herkunftssicheres, genetisch angepasstes und hochwertiges Forstsaatgut aus zugelassenen Beständen für Baumschulen zur Verfügung steht, um Forstpflanzen anzuziehen. In Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen, verfügbaren Anzuchtflächen in Baumschulen oder der Nachfrage von Waldbesitzenden stellt dieses Saatgut in zwei bis drei Jahren die Basis für die Wiederaufforstung geschädigter Wälder und den Waldumbau hin zu Mischwäldern. Die BLE führt jährlich eine Erhebung zur Versorgungssituation mit forstlichem Vermehrungsgut im Bundesgebiet durch.