Nachwuchsförderung im Mittelpunkt

Podiumsdiskussion, Baubranche
Deutschland diskutiert (v. l.): Dr. Peter Ramsauer, Rainer Bomba, Udo Berner, Christoph Dorn, Hartmut Goldboom und Michael Wörtler. Foto: Deutschland baut!

Die Baubranche sieht sich vor großen Herausforderungen. Kaum dagewesene Baupotenziale und große Marktchancen stehen derzeit wachsendem Fachkräftemangel, unzureichender Flüchtlingsintegration, mangelnden Nachfolgeregelungen, fehlender Planungskompetenz und Imageproblemen gegenüber. Vor diesem Hintergrund begrüßte Dieter Babiel, Vorstandvorsitzender der Initiative „Deutschland baut! e.V.“, am 29. November im Maritim Hotel in Berlin führende Vertreter von Unternehmen der Wertschöpfungskette Bau und rund 200 anwesende Gäste, um gemeinsam mit Spitzenpolitikern über die besonderen Herausforderungen für die Bauwirtschaft zu diskutierten.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel will Investitionstätigkeit stärken

Zu den anwesenden Politikern zählten neben dem Schirmherr der Initiative und ehemaligem Bundverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer auch Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, sowie Wolfgang Tiefensee, Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Dieser betonte in seinem einleitenden Vortrag, dass Bauen nur dann eine erfolgreiche Zukunft hat, wenn alle Akteure gemeinsam in eine Richtung arbeiten. Zugleich verwies er auf die Herausforderungen für die Zukunft und nannte hier vor allem die Themen Stärkung der Investitionen, Digitalisierung und Fachkräftesicherung. Gabriel betonte, dass die Stärkung der Investitionstätigkeit für die Entwicklung des Wachstumspotenzials und zur Festigung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland gerade auch für die Bauwirtschaft von entscheidender Bedeutung sei.

Hartmut Goldboom, Hagebau, will mehr Vernetzung der Branche

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion stand insbesondere das Thema Fachkräftegewinnung und Nachwuchsförderung im Mittelpunkt, denn der demografische Wandel stellt die gesamte Branche vor Herausforderungen. Prognosen gehen davon aus, dass alleine im Bauhauptgewerbe im Jahre 2020 nahezu jeder zehnte Arbeitsplatz unbesetzt bleiben wird. Und das, obwohl die Bauindustrie als Schlüsselbranche für rund fünf Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung verantwortlich ist und jeder achte Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder mittelbar mit dem Bauen zu tun hat. „Wir sind als Branche attraktiv für viele Talente. Die Baubranche ist kreativ und hat Zukunft“, erklärte der Schirmherr der Initiative, Dr. Peter Ramsauer, zu Beginn der Podiumsdiskussion. Hartmut Goldboom, Geschäftsführer der Hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG, betonte, dass es gilt, „die Attraktivität unserer Branche durch Vernetzung nachhaltig so zu steigern, dass wir genau die Menschen gewinnen, die mit uns aktiv die Zukunft gestalten.“ Deshalb setze sich die Initiative „Deutschland baut!“ gemeinsam mit Partnern aus Politik und Wirtschaft dafür ein, junge Menschen für Berufe rund um den Bau zu begeistern und sowohl dem Nachwuchs als auch den Fachkräften attraktive berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Einer Zielsetzung, der sich auch Christoph Dorn, Mitglied der Geschäftsleitung der Knauf Gips KG, anschloss.

Michale Wörtler, Saint-Gobain Isover G+H, fordert mehr innovative Produkte und Systeme

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den zunehmenden Anforderungen an Gebäude. Hier waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig, dass es im Zuge wachsender Projektkomplexitäten mehr denn je für alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette Bau gilt, den Fokus auf die Themen Digitalisierung, Novellierung der Vergabeprozesse sowie Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu richten. Für Udo Berner, Geschäftsführer der Wolff & Müller Holding GmbH & Co. KG, heißt das, „die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens in Prozesse und Strukturen zu integrieren, damit alle Kriterien der Verantwortlichkeiten ihre Berücksichtigung finden.“ Bauwerke, die den zukünftigen Anforderungen genügen sollen, entstehen nur durch das optimale Zusammenwirken von Planung und Ausführung. „Hierfür bedarf es einer übergreifenden Arbeitsweise der Planer, Fachplaner, Baustoffhersteller und -händler über die Baulogistiker bis hin zu Bau- und Handwerksunternehmen sowie dem Einsatz innovativer Produkte und Systeme“, so Michale Wörtler, Vorstandsvorsitzender der Saint-Gobain Isover G+H AG.

Wolfgang Tiefensee: Digitalisierung als Chance

Wolfgang Tiefensee betonte zum Abschluss der Diskussion, dass es wichtig sei, die Digitalisierung als Chance wahrzunehmen. Die grundlegenden Veränderungen in der digitalen Gesellschaft machten vor der Baubranche nicht halt. Auch die Baubranche brauche einen deutlichen Innovationsschub, um im internationalen Wettbewerb auch zukünftig zu bestehen. Neue digitale Plattformen, wie etwa das Building Information Modeling BIM, oder neuartige Produktionsverfahren – 3D-Druck und fabrikmäßige Fertigung – müssten mit Hochdruck auch in Deutschland realisiert werden. Er forderte alle Beteiligten auf, diese Chancen bestmöglich zu nutzen, als Branche in der gesamten Wertschöpfungskette zusammenzustehen und die Initiative „Deutschland baut!“ als gemeinsame Branchenplattform aktiv zu unterstützen.